Rezension zu 'T.A. Barron: Merlin - Wie alles begann'

>> Als Namenloser macht er sich auf, das Rätsel seiner Herkunft zu lösen - und entdeckt auf der verzauberten Insel Fincayra seine wahre Identität. Die Geschichte der Jugend jenes weisen und mächtigen Magiers Merlin, den wir heute aus der Artussage kennen. <<

(Klappentext)

Verlag: dtv - Seitenzahl: 387 - Preis: 10,-

Zugegeben: Dieses Buch steht schon seit über einem Jahrzehnt ungelesen bei mir im Regal. Warum genau ich es nie gelesen habe, kann ich gar nicht sagen. Das Thema, der sagenumwobene Merlin, lässt bereits beim Klappentext Spannung vermuten.

Das Buch handelt von dem Jungen Emrys, der eines Tages mit seiner Mutter an einer Küste angespült wird. Er hat sämtliche Erinnerungen verloren und seine Mutter weigert sich ihm irgendetwas über ihre Vergangenheit zu erzählen. Je älter er wird, desto mehr entdeckt Emrys von seinen magischen Fähigkeiten.

Er beschließt das Geheimnis seiner Vergangenheit zu lüften, verlässt seine Mutter und begibt sich auf die gefährliche Reise zur Insel Fincayra, die irgendwo zwischen dem Dies- und dem Jenseits liegt. Auf dieser fantastischen Insel erlebt er viele Abenteuer und findet dadurch nicht nur seine Wurzeln, sondern auch Freunde und seinen Namen: Merlin.

Zuerst muss ich anmerken, dass Emrys im zarten Alter von 9 Jahren seine Erinnerungen verloren und im Alter von 12 Jahren seine Abenteuer auf Fincayra erlebt hat.

Dies führt mich nämlich zu meinem ersten und größten Kritikpunkt an dem Buch; Der von Selbstzweifel und Verzweiflung getriebene Emrys versucht seine Identität zu finden und begibt sich dabei ohne seine Mutter in größte Gefahr. Er erkennt Branwen ohne seine Erinnerungen ohnehin nicht als seine Mutter an.

Diese Identitätskrise und die Selbstständigkeit, die der Junge in dem Buch an den Tag legt, hat ihn in meinen Augen nie wie 12 wirken lassen. Ich hatte während des Lebens andauernd das Bild eines jungen Mannes von mindestens 17 Jahren vor Augen. Barron hat ihn - meiner Meinung nach - viel zu erwachsen beschrieben.

>> Zum ersten Mal überlegte ich , ob ich vielleicht ein Talent hatte - eine Stärke -, die noch kostbarer war als die Vorhersage von Ereignissen. Angenommen, nur angenommen... ich könnte tatsächlich Ereignisse lenken. Machen, dass etwas geschieht. Nicht mit Händen, Füßen oder Stimme. Mit nichts als meinen Gedanken. <<

(S. 42)

Relativ schnell entdeckt Emrys, dass er magische Fähigkeiten besitzt. Diese entwickeln sich im Verlauf des Buches; wie groß sie tatsächlich sind, lässt sich aber nur erahnen.

Während sein bisheriges Leben alles andere als einfach war, scheint für Emrys alles einfacher zu werden, sobald er nach Fincayra gelangt. Die Insel ist geprägt von Magie. Barron hat eine faszinierende Welt geschaffen, voller fantasievoller Wesen, Pflanzen und Umgebungen. Sie wird beim Lesen zum Leben erweckt und zieht einen förmlich mit in das Abenteuer. Emrys findet hier zum ersten Mal Freunde und scheint glücklich zu sein, bis sich die Wolken verdunkeln und er hineingezogen wird in den dort herrschenden Krieg.

Dann geht leider alles sehr schnell. Während der Anfang und der Mittelteil des Buches sehr ausführlich beschrieben sind, ist das Ende relativ kurz gehalten. Die Auflösung der Situation, die Spannung auf die das ganze Buch über hingearbeitet wird, entlädt sich bereits auf ein paar Seiten. Ein wenig enttäuschend, immerhin wäre ich lieber noch länger in Fincyra geblieben.

Mein Resümee: Trotz meiner Kritik hat mir das Buch gut gefallen. Sobald ich aus in meinem Kopf eine ältere Version von Emrys geschaffen hatte, verflogen die Seiten förmlich nur so und es war viel zu schnell vorbei. Barrons Schreibstil ist gut und verleitet zum schnellen Lesen.

Es gibt mehrere Teile, die neue Abenteuer auf Fincyra und vermutlich den weiteren Werdegang von Merlin und die Entwicklung seiner Kräfte erwarten lassen. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich sie weiter lesen werde.

Sterne 3.5/5